Danke für die Verspätung

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(Das genaue Datum weiß ich nicht mehr, deshalb setze ich jetzt einfach mal den Ersten ein – auch wenn das ein Sonntag war.)

Abends auf der Heimfahrt: Irgendwo im Tunnel, vermutlich am Stachus, steigt ein Mann ein und setzt sich mir gegenüber. Ob diese S-Bahn denn Verspätung hätte, fragt er mich. Ich schaue auf die Uhr und überschlage: “Ja, ein paar Minuten. Wir müssten eigentlich schon am Hauptbahnhof sein.” Er bedankt sich bei mir – nicht für die Auskunft, sondern für die Verspätung, durch die er den Zug noch erreicht hat. “Für die Verspätung kann ich nichts, da müssen Sie sich da oben bedanken” sage ich und zeige Richtung Himmel (der im Tunnel natürlich nicht zu sehen ist). Das könne er nicht so gut, das möchte bitte ich für ihn machen. Mit einem innerlichen Schmunzeln mache ich das auch gleich (ich rede oft mit Gott, ohne meinen Mund zu gebrauchen).

Als er nach ein paar Stationen aussteigt, erinnert er mich nochmal daran (mein kleines Gebet vorhin hat er ja nicht mitbekommen). Ich versuche noch, ihm zu sagen, dass “Er” (Gott) keine besonderen Ansprüche an die Art stellt, wie man mit Ihm redet. “Das können Sie besser” wehrt mein Gegenüber ab und steigt aus.

Nun, ich bringe seinen Dank gleich noch einmal an die “Zieladresse”, und verbinde damit die Bitte, dass dieser Mann Gott begegnen und lernen möge, selber mit Ihm zu reden. Das tue ich in den nächsten Tage noch öfter, so freue ich mich über diese ungewöhnliche Begegnung.

Kategorie: S-Bahn
Schlagwort: Verspätung
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