Die Macht des Baumes

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Mein erster Arbeitstag im neuen Jahr. Ich arbeite jetzt am Firmensitz meines Arbeitgebers im Garchinger Stadtteil Hochbrück, knapp nördlich von München. Dorthin fährt allerdings keine S-Bahn, wohl aber die U-Bahn-Linie U6. Sie kreuzt die S7 am Harras und am Marienplatz, so dass ich zwei Möglichkeit habe umzusteigen.

Aber so weit sind wir noch nicht: Das Wochenende hat einen heftigen Wintereinbruch mit viel Schnee gebracht; meine erste Aufgabe besteht daher im Schneeschippen. Das mache ich in der Regel in drei Abschnitten: zuerst eine Bahn entlang der Einfahrt bis zum Gartentor, damit meine Frau nicht durch den Schnee stapfen muss, wenn sie kurz vor sechs Uhr zum Bus geht (das war ihre Idee, schließlich räumt sich fest getretener Schnee auch schlechter). Danach folgt als Pflichtübung der Bürgersteig, am Schluss – gewissermaßen als Kür – der Rest der Einfahrt. Diese Kür lasse ich diesmal weg. Damit ich nicht zu spät zur Arbeit starte, beginne ich etwa um 05:15 Uhr. Ich brauche etwa eine Stunde (sowohl Bürgersteig als auch Garagenzufahrt sind etwa 20m lang), danach ist eine Dusche fällig.

Ich schaffe es rechtzeitig zum Bus um 06:57 Uhr. Eine Mitfahrerin erzählt mir, dass das Gymnasium in Icking geschlossen habe, das in Geretsried aber nicht. (Von der S-Bahn-Haltestelle Icking zum Gymnasium geht es relativ steil bergauf; diese Entscheidung, die anscheinend schon am Samstag gefallen war, ist also sehr verantwortungsbewusst.)

Unsere eigene Fahrt wird länger dauern: Ein Baum blockiert das Gleis zwischen Wolfratshausen und Icking, wie ich schon am Vorabend dem Webauftritt der S-Bahn unter “Aktuelle Betriebslage” entnommen habe. Schienenersatzverkehr (SEV) sei eingerichtet. Das gibt Grund zur Hoffnung, dass der sich eingespielt hat.

Nun ja, sehr stark mit Fahrzeugen ausgestattet ist dieser SEV nicht gerade: Da steht ein Großraumtaxi (Platz für 8 Fahrgäste), das natürlich sofort voll ist und los fährt; ein paar Minuten später kommt ein Bus, der aber natürlich auch nicht alle aufnehmen kann. Es dauert eine Weile, bis das nächste Taxi und kurz danach der nächste Bus kommen. In diesem Bus finde ich dann auch endlich einen Platz. Wir werden bis Ebenhausen-Schäftlarn gebracht, wo schon eine S-Bahn bereit steht. Sie steht noch weitere fast 10 Minuten dort und fährt zur planmäßigen Zeit ab (weil es einer der neuen Züge ist, lässt sich das auf Anzeige schon vorher ablesen).

Nachdem es jetzt etwas absehbarer wird, schicke ich eine SMS an meinen Chef: “… Witterungsbedingte Verspätung bis jetzt: 40 Minuten.” Sie sollte sich auf 50 Minuten ausdehnen; statt um 08:50 Uhr war ich um 09:40 in meinem neuen Büro.

Nachtrag 1: Ab Dienstag (08.01.) sind dann alle Schulen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen geschlossen. Erst am Mittwoch, den 16.01., öffnen sie wieder ihre Pforten.

Nachtrag 2: Wegen weiterer Schneefälle ruft der Landkreis am Donnerstag (10.01.) Abend den Katastrophenfall aus, der am 15.01. um 11:00 Uhr aufgehoben wird. Die Jachenau war als erste Gemeinde von der Außenwelt praktisch abgeschnitten, weitere Orte kamen dazu.

Kategorie: S-Bahn
Schlagwörter: Schienenersatzverkehr, Schnee, Baum
Haltestellen: Wolfratshausen, Icking, Ebenhausen-Schäftlarn
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